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Welterbe Donau er-fahren: 4. Metten - Niederalteich

Ortsgruppen

Muschelrettung in den Gräben

Muscheln begleiten uns von Anfang an

Am 30.4.1991 berichtete die Deggendorfer Zeitung über einen Vortrag von Dr. Thomas Plän zur Flussperlmuschel, die einst unter königlichem Schutz stand, nun aber in ihrem Bestand bedroht ist: “Noch 1910 schaufelten die Bauern dreilagige Muschelbänke aus den Bächen Niederbayerns als Futter für die Enten. Heute sind die Muscheln fast ausgestorben. Von 300 Bächen und Flüssen in Bayern, in denen die Perlmuschel lebte sind gerade noch ein gutes Dutzend übrig geblieben."
Im Jahr 1997 wurde bei Bauarbeiten an der Kreisstraße Richtung Kalteck das Flussperlmuschel-Vorkommen im Perlbach in der Gemeinde Bernried zerstört. Zum Schutz des Feuchtbiotops sollte als allererstes ein Schlammfänger gebaut werden, gebaut wurde er, aber leider erst nachdem der Bach durch die Bauarbeiten schon verschlammt war. Die Bund Naturschutz-Ortsgruppe und betroffene Bürger klagten damals gegen das Landratsamt Deggendorf und die Bauunternehmer. Die Zerstörung konnte das nicht rückgängig machen. Heute wird die Flussperlmuschel aufwändig nachgezüchtet, so z.B. im Landkreis Passau. Die Tiere werden in geeignete Gewässer eingesetzt (Ilz) und vermehren sich inzwischen auch wieder selbst.

In den Gräben, die vor ca. 60 Jahren zwischen Metten und Offenberg angelegt wurden leben Teich- und Malermuscheln. Darauf aufmerksam gemacht wurde die Ortsgruppe von ansässigen Naturliebhabern, die diese Muscheln nach Pflegearbeiten an den Gräben in großer Zahl in Haufen aus Schlamm und Grünschnitt fanden.
Im März 2020 wurden am „Alten Graben“ und am „Kleinschwarzach-Graben“ erneut Mäharbeiten durchgeführt. Wir trommelten Naturfreunde und Bund Naturschutzmitglieder zusammen und fanden im schlammigen Mähgut über 100 Exemplare, die wir wieder zurücksetzen konnten. Laut Merkblatt der Koordinationsstelle für Muschelschutz ist der Zeitpunkt der Mahd im Frühjahr nicht optimal. Deshalb suchten wir das Gespräch mit den zuständigen Behörden (Alef, WWA und TUM Lehrstuhl für Aquaristik) und so kam es dazu, dass im November 2020 ein weiteres Mal diese Mäharbeiten durchgeführt wurden. Die Vegetation war über den Sommer kräftig gewachsen und wieder fanden sich freiwillige Helfer ein. Diesmal fanden wir 27 Teichmuscheln, 4 Malermuscheln, 24 Kleinmuscheln und 81 Fische, u.a. 7 Schlammpeitzger. Wir dokumentierten die Funde auf Karten und werden uns mit dem Citicen-Science-Projekt in Verbindung setzten.

Fische spielen bei der Fortpflanzung der Muscheln eine wichtige Rolle. Denn die Clochidien, die sehr kleinen Jungmuscheln, haften an den Kiemen von Fischen, bis sie groß genug sind um ohne seinen Fischwirt weiter zu wachsen. Die Böschungen der Gräben werden 2021 wohl wieder gemäht werden. Wir hoffen und wollen erreichen, dass es im Oktober geschieht, damit weniger Fische mit heraus genommen werden.

2021

Bei mehreren "Rettungsaktionen" vom 18.3. bis 24.3. konnten wir mehr als 100 lebende Muscheln wieder zurücksetzen.
Es ist sehr mühsam, die Haufen aus Pflanzen und Schlamm auseinander zu ziehen. Deshalb konnten wir nur einen kleinen Teil entlang der Gräben durchsuchen und so sicher nicht alle Muscheln finden. Mindestens 2 Arten der geschützten Tiere konnten wir identifizieren, die „gemeine Teichmuschel“ (Anodonta anatina), die als „im Bestand gefährdet“ gilt und die „Malermuschel“(Unio pictorum), die sogar als„stark gefährdet“ geführt wird.
Wir hoffen, dass bei der nächsten Pflegeaktion der Flussmeisterei – mit Unterstützung der Muschelkoordinationsstelle Bayern – ein schonendes Pflegekonzept entwickelt werden kann. Laut Herrn Binder von der Flussmeisterei wäre es sehr zielführend die gesetzlich vorgeschriebenen 5-10 Meter Breite für die Uferrandstreifen wirklich umzusetzen. Breite Uferrandstreifen verhindern, dass bei Starkregen zu viel Humus und Dünger in die Gräben eingebracht werden. So stünden den Pflanzen in den Gräben weniger Nährstoffe zur Verfügung und es müsste seltener gemäht werden.