Auf Einladung von BUND Naturschutz Deggendorf und dem Schulamt Deggendorf trafen sich letzten Mittwoch bei sonnigem Herbstwetter Lehrkräfte und Umweltbildner an der Donau bei Sommersdorf, um mit dem Biber im wahrsten Sinne des Wortes auf Tuchfühlung zu gehen. Gerhard Schwab, Wildbiologe und langjähriger Bibermanager beim BUND Naturschutz, stellte den „Biberrucksack“ des Verbandes vor, in dem auch ein Fell enthalten ist, das von allen wegen seiner Dichte und Weichheit ausgiebig angefasst wurde. Der Rucksack enthält eine umfangreiche Materialiensammlung, die für die Umweltbildung genutzt und beim BN ausgeliehen werden kann.
Organisiert hatten die Veranstaltung Irene Weinberger-Dalhof, Leiterin der Geschäftsstelle der BN-Kreisgruppe Deggendorf und Alexandra Steinhuber, Fachberaterin für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) für die Schulen im Landkreis Deggendorf. Gerade dieser Bildungsbereich ist in Anbetracht der Klima- und Energiekrise mit all seinen negativen Auswirkungen besonders wichtig – und hat in den Schulen leider noch nicht überall den Stellenwert, der nötig wäre, damit die Kinder für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet sind“, sind sich die beiden Organisatorinnen einig.
Gerhard Schwab führte die Teilnehmenden zu Beginn an eine Biberburg, die direkt an der Mündung der Schwarzach in die Donau liegt. „Der Biber fällt hier kaum Bäume, denn für ihn sind genug Sträucher in Bodennähe vorhanden“, trat Schwab gleich zu Beginn dem Klischee entgegen, dass der Biber „immer alle Bäume umlegt“. Anhand von echten Präparaten wie dem Fell mit der markanten Biber-Kelle, Schädelknochen, dem Gebiss, Pfoten-Abdrücken, der Bibergeil-Drüse und einem winzig kleinen Penisknochen erläuterte Schwab die anatomischen Besonderheiten. Die spezielle Verdauung des Vegetariers konnten die Lehrerinnen und Umweltbildner beim „Biber-Darm-Spiel“ kennen lernen, seine Nagetechnik wurde mit gelben Rüben von allen selbst ausprobiert.
Auch die Ursachen seiner Ausrottung wurden beleuchtet: Biberfleisch war sehr begehrt, vor allem, weil es in der Fastenzeit als „Fisch“ - er lebte ja im Wasser - gegessen werden durfte. Sein Fell nutzten die Menschen, weil es warm und wasserdicht ist und vom Biber-Geil, einem Sekret zur Reviermarkierung, versprachen sich die Menschen früher wundersame Wirkung.
Erfreulich ist, dass die Wiederansiedlung so erfolgreich war und die Lebensweise des „Baumeisters der Wildnis“ sehr viele Vorteile mit sich bringt: Er hält mit seinen Biberdämmen aktiv das Wasser in der Landschaft zurück. „Außerdem wird das Wasser beim Durchströmen der Dämme von Schwebstoffen gereinigt und bremst so auch die Erosion der Böden“, erläuterte Schwab. Biberreviere sind natürliche Hochwasserrückhaltegebiete und speichern das Wasser auch in Dürrezeiten. „Wenn der Biber einen Baum fällt, kommt Licht an den Boden. Die Standortvielfalt wächst und damit auch die Vielfalt an Tieren und Pflanzen.“ Dazu kommt, dass der Biber Flüsse und Bäche zum Nulltarif renaturiert, ganz ohne Plan und Bagger.
Ein großes Problem ist allerdings, dass der fleißige Nager in unserer Kulturlandschaft zu wenig Platz hat. „Würde man dem Biber und damit all unseren Fließgewässern mehr Raum geben, hätte das positive Effekte auf den gesamten Wasserhaushalt, das Klima und die Biodiversität. Dies würde auch die Konflikte mit anderen Nutzern, vor allem der Landwirtschaft, reduzieren. Hier muss dringend gehandelt werden, vor allem von der Politik!“ appellierte Schwab am Ende der Veranstaltung. Zum Abschied teilte Weinberger-Dalhof Infomaterialien vom BN und dem Landesamt für Umwelt an die Teilnehmenden aus.