Suche nach Wildkatzen im Landkreis ging im Jahr 2018 in die zweite Runde
Im Jahr 2017 waren etwa 30 Freiwillige im Einsatz, um die Wildkatze im Vorderen Bayerischen Wald im Landkreis Deggendorf aufzuspüren – allerdings bisher leider ohne positives Ergebnis. Um die Nachsuche wissenschaftlich eindeutig abzusichern – bzw., um doch noch Spuren der scheuen Waldbewohner aufzutreiben, wurde die Nachsuche im Jahr 2018 noch einmal für acht Wochen wiederholt.
Da die Katzen kaum live zu Gesicht zu bekommen sind und in der Natur nur schwer sicher zu identifizieren sind, wurde für die bundesweite Wildkatzen-Erfassung eine raffinierte Methode entwickelt: an möglichst abgelegen, für die Tiere aber geeigneten Standorten im Wald werden raue Holzpflöche aufgestellt und mit Baldrian eingesprüht. Vor allem in der Paarungszeit im zeitigen Frühjahr soll dies Katzen anlocken, die an dem rauen Holz Haare hinterlassen. Diese werden eingesammelt und gentechnisch untersucht, so dass die Wildart sicher identifiziert werden kann. Die Nachsuche nach dieser sog. "Lockstock-Methode" geht jetzt in eine zweite Runde.
„Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Aktiven, bei den jeweiligen Waldeigentümern, bei den Jagdpächtern und bei den Bayerischen Staatsforsten für Ihre Mitwirkung und Ünterstützung“, erklärt Georg Kestel, Vorsitzender der Kreisgruppe Deggendorf des BUND Naturschutz und Koordinator der Aktion. "Fast alle ehrenamtlichen Helfer des letzten Jahres waren sofort bereit, die Aktion zu wiederholen. Lediglich im Lallinger Winkel konnten bisher ein paar Standorte noch nicht vergeben werden – allerdings erreichen wir auch so die geforderten 10 Stöcke pro Planquadrat mit 100 km², so dass wir insgesamt wieder fünf dieser Quadrate abdecken könne“, freute sich Kestel über die tolle Beteiligung.
„Im zweiten Jahr ist außerdem alles deutlich einfacher – die Kontakte sind schon geknüpft, und jeder weiß, was zu tun ist. Auch die Schneelage ist diesmal günstiger, so dass zumindest in den tieferen Lagen der größte Teil der Stöcke schon steht oder in den nächsten Tagen aufgestellt werden kann.“ In den Hochlagen, die vor allem von Förstern der Bayerischen Staatsforsten betreut werden, fällt der Startschuss etwas später - die Aktion im Gelände läuft damit insgesamt bis April, die gentechnische Auswertung durch das Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main wird sich dann über das ganze Jahr hinziehen.
Kestel hält ein Vorkommen der Wildkatze im Landkreis Deggendorf für nicht vollständig ausgeschlossen. „Im Nationalpark Bayerischer Wald gibt es aktuelle Nachweise, und in den 70er-Jahren wurden Wildkatzen im Vorderen Bayerischen Wald ausgewildert, die vielleicht in irgend einem günstigen Gebiet 'hängen geblieben' sind. Aber auch wenn kein Nachweis gelingt, ist das eine wichtige Erkenntnis. Immerhin konnte im letzten Jahr mit der Methode gezeigt werden, dass sich die Katze von Nordbayern nach Süden weiter ausbreitet.“
Nachdem auch bei der Wiederholung der Nachsuche keine Tiere festgestellt wurden, muss davon ausgegangen werden, dass der Vordere Bayerische Wald im Landkreis aktuell nicht besiedelt ist. In einigen Jahren soll die Aktion jedoch wiederholt werden, da insgesamt eine Ausbreitung der Wildkatze in Bayern festzustellen ist.
Was sind attraktive Standorte für die Wildkatze (und damit für die Lockstöcke)?
Grundsätzlich gilt, dass vor allem strukturreiche, größere Laub- und Laubmischwälder von der Wildkatze genutzt werden (selten reine Fichtenwälder); hier sollten vor allem auch ausreichende und attraktive Jagdbereiche (z.B. innere und äußere Waldränder, Offenland wie Lichtungen, angrenzende vielfältige Kulturlandschaft u.ä.) vorhanden sein; außerdem auch z.B. Felsen, Altbäume u.ä. mit Höhlen als Schlafplätze und für die Jungenaufzucht. Auch Bachläufe u.ä. sind günstig.
Hochlagen sind wegen der langen Schneebedeckung dagegen weniger geeignet. Allerdings sind Ausnahmen z.B. bei früh schneefrei werdenden Südhängen u.ä. möglich und aus dem Umfeld des Nationalparks Bay. Wald auch bekannt.
Wie erfolgt die Nachsuche?
Die Lockstöcke werden an günstigen Standorten im Wald nach bestimmten Regeln verteilt. Unter anderem sind Rasterquadrate mit 10x10 km vorgegeben, in denen jeweils 10 Stöcke angeordnet werden sollen. Diese sollen untereinander 1km Entfernung aufweisen; auch soll z.B. zu Siedlungen ein Abstand von 500 m eingehalten werden (um die Frequentierung durch Hauskatzen zu verringern). Die Standorte werden in der Regel aber gleichzeitig so festgelegt, dass sie gut erreichbar sind und die Kontrolle gut bewältigt werden kann.
Die Stöcke werden regulär im Zeitraum von etwa Anfang Februar bis Ende März / Anfang April einmal wöchentlich kontrolliert.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Wildkatze.