27. Internationaler Donaukongress: „Nachhaltige Donau - Gewässerschutz in Bayern und Europa, Hochwasser-, Boden- und Klimaschutz“
Am 8. und 9. Dezember fand zum 27.-mal der Internationale Donaukongress in Niederalteich statt. Am Sonntag führte eine Exkursion an die Isarmündung.
Seit vielen Jahren veranstaltet der BUND Naturschutz mit Unterstützung durch örtliche Gruppen den Internationalen Donaukongress in Niederalteich in der Landvolkshochschule. Der Kongress hat im Lauf der Jahre den besonderen ökologischen Wert der Donau in Bayern und in Europa herausgearbeitet und die Auseinandersetzungen um den Ausbau der Wasserstraße in der Donau begleitet. Seit vielen Jahren wird verstärkt auch die Frage diskutiert, wie der Hochwasserschutz entlang der großen Flüsse nachhaltig und naturnah verbessert werden kann.
Nachhaltige Donau in Bayern und Europa
Unter dem Motto "Nachhaltige Donau in Bayern und Europa" spannte der Kongress am ersten Tag einen Bogen von der europäischen Wasser-Rahmenrichtline, über die aktuellen Pläne für die Salzach bis hin zum derzeit laufenden Planfeststellungsverfahren zum Donauausbau und aktuellen Fragen des Hochwasserschutzes.
Natürlicher Hochwasserschutz
Sicherlich auf das größte Interesse stieß der Vortrag von Dr. Christine Margraf zu den Möglichkeiten von dezentralen und ökologischen Hochwasserschutzmaßnahmen an der Donau und in ihrem Einzugsgebiet. Dr. Margraf zeigte einerseits Beispiele von bereits erfolgreich durchgeführten Maßnahmen zum verbesserten Rückhalt von Wasser in der Landschaft, und erläuterte zum anderen die Schwierigkeiten und Unsicherheiten, die mit dem Betrieb von gesteuerten Flutpoldern verbunden sind.
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Lebendige Böden zum Schutz vor Hochwasser und Dürre
Thematisch hervorragend schloss sich der Vortrag von Christian Fuchsgruber, Landwirt im Landkreis Rottal-Inn, an. Er zeigte anhand seines Betriebes (ca. 60 ha, konventionell bewirtschaftet, konservierende / pfluglose Bodenbearbeitung, Schweinemast), dass mit einer geeigneten, bodenschonenden Bewirtschaftung nicht nur ein enormes Bodenleben (von bis zu 330 Regenwürmern / m² !) erreicht werden kann, sondern auch die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens erheblich verbessert wird (bis zu 110 Liter/m²). Eine große Aufnahmefähigkeit von Wasser bedeutet, wie am Trockenjahr 2015 gezeigt wurde, gleichzeitig auch entscheidende Reserven in Dürrejahren.
Ausbau der Wasserstraße Donau, Verbesserung des Hochwasserschutzes zwischen Deggendorf und Vilshofen
Georg Kestel präsentierte anhand vieler Plan- und Luftbildausschnitte das im laufenden Planfeststellungsverfahren zwischen Deggendorf und Vilshofen verfolgte Hochwasserschutzkonzept sowie die Pläne für den Ausbau der Wasserstraße Donau.
Besonders kritisierte er hierbei das nach Meinung aller Naturschutzverbände verzichtbare Leitwerk an der Isarmündung und die praktisch flächig geplante Verbauung der Tiefstellen (Kolke) im Fluss. Als ungeeignet bezeichnete er auch das Besucherlenkungskonzept in der aktuellen Form, da durch dieses Besucher erst in das Schutzgebiet und auch in ökologische Ausgleichsflächen gezogen würden.
Kraftwerkspläne an der Salzach - Europäischer Gewässerschutz
Dieter Scherf vermittelte einen Überblick über die Salzach, die durch die Regulierung geschaffenen (Eintiefungs-)Probleme und die zur Zeit diskutierten Lösungsvarianten. Diese bewegen sich zwischen naturnahen Aufweitungen einerseits und Plänen zur Errichtung von Wehren und Rampen mit neuen Kraftwerken andererseits.
Sebastian Schönauer mahnte in seinem Überblick über den Europäischen Gewässerschutz insbesondere weitere, umfassende und vor allem rasche Verbesserungen in der Umsetzung der europäischen Wasserrahmen-Richtlinie an.
Blue Heart of Europe - Blaues Herz Europas
Am Abend präsentierte der BUND Naturschutz mit "Blue Heart of Europe - Das blaue Herz Europas" einen beeindruckenden und auch berührenden Film über die besonders naturnahen Flüsse Europas auf dem Balkan, die Bedrohung dieser Naturjuwelen durch Tausende von Kraftwerken und den Widerstand der lokalen Bevölkerung gegen diese Zerstörungen.
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Exkursion an die Isarmündung am Sonntag
Am Sonntag, den 9. Dezember, bestand Gelegenheit, mit dem Gebiet unmittelbar an der Isarmündung einen Schlüsselbereich für Natur-, Gewässer- und Hochwasserschutz, aber auch für den Ausbau der Wasserstraße kennen zu lernen.
Treffpunkt war der Donaudeich bei der ehemaligen Siedlung Isarmünd (Gemeinde Moos). Georg Kestel zeigte als Exkursionsleiter zunächst die vor allem für den Hochwasserschutz geplanten Maßnahmen (Deichrückverlegung um ca. 20 ha,, Errichtung einer Flutmulde), bereits durchgeführte Verbesserungen (Auflichtung und Uferrehnenabtrag) und erläuterte an der Isarmündung die Pläne für den Bau eines Leitwerks am Isarschüttkegel und die Möglichkeiten, dieses Leitwerk zu vermeiden, z. B. durch die Erhöhung der Kieszugabe in die Isar.
Das komplette Programm finden sie im Faltblatt zum Kongress.