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31. Internationaler Donaukongress

Die beim Donaukongress gezeigten Präsentationen finden Sie in Kürze hier, im Anschluss an diesen Artikel!

Gut besucht war der Donaukongress des BUND Naturschutz mit etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Veranstaltung, mit Vorträgen am Samstag und einer Exkursion in das Isarmündungsgebiet am Sonntag, ist die mittlerweile 31. Veranstaltung dieser Art.

Standen früher die Pläne der RMD (heute WIGES GmbH), weitere Staustufen zu bauen, im Vordergrund, ging es in diesem Jahr um die „Resilienz“ von Flüssen und Auen, das heißt, um die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der Gewässer-Ökosysteme. Auslöser für die Wahl dieses Schwerpunktes ist die Katastrophe an der Oder in diesem Sommer, bei der hunderte Tonnen von Fischen und anderen Wassertieren qualvoll verendet sind. Vitale, unbelastete bzw. belastbare Fluss- und Aue-Ökosysteme sind nicht nur für den Natur- und Artenschutz von Bedeutung.

Flüsse und Auen liefern wichtige Ökosystem-Dienstleistungen

„Resiliente Flüsse und Auen sind nicht zuletzt deswegen von Bedeutung, weil wir als Menschen Gewässerlandschaften als ‚Dienstleistung‘ nutzen, für die Trinkwasserversorgung genauso wie für die Erholung und für den Klimaausgleich“, erklärte der Landesvorsitzende Richard Mergner zur Einführung in die Tagung. Er freute sich besonders, dass er neben etlichen weiteren langjährigen Mitstreiterinnen und Mitstreitern unter den Referenten auch Prof. Bernd Lötsch aus Wien begrüßen konnte. Lötsch hatte schon am ersten Donaukongress – 1992, damals noch in der Stadthalle Deggendorf – teilgenommen und damals von der Interaktion zwischen Fluss und Aue und unter anderem von der Rettung der Hainburger Au vor den dortigen Kraftwerksplänen berichtet.

Kurze Zusammenfassungen zu den Vorträgen finden Sie weiter unten (nach den Präsentationen zum download und den Bildern).

Erinnerung an Prof. Hans Helmut Bernhart

Am Samstagabend, ab 20:00 Uhr, bestand zudem wie immer die Möglichkeit zum zwanglosen Austausch, zum Kennenlernen und zur weiteren Diskussion; an diesem Abend erinnerten die Veranstalter zudem aber auch an Prof. Dr. Hans-Helmut Bernhart, der in diesem Jahr verstorben ist, und der in den vielen Diskussionen zum Ausbau der Wasserstraße und des Hochwasserschutzes an der Donau eine bedeutende Rolle gespielt hat.

Am Sonntag, den 4. Dezember ab 10:30 Uhr führte eine Exkursion an die untere Isar bei Fischerdorf/Altholz. Zu sehen waren dort sowohl verschiedene Maßnahmen zum Hochwasserschutz, wie auch die ersten Ergebnisse der schrittweisen Renaturierungsmaßnahmen im Isarmündungsgebiet (Exkursionsroute siehe Karte).

Das gesamte Programm und weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie im Faltblatt zu der Veranstaltung.

Die beim 31. Donaukongress gezeigten Präsentationen

Die beim 31. Internationalen Donaukongress gezeigten Präsentationen können Sie hier als pdf-Dateien noch einmal ansehen und herunterladen.

Die Bilder zum Vortrag von Prof. Bernd Lötsch werden in Kürze ergänzt.

Kurze Zusammenfassungen zu den Vorträgen finden Sie weiter unten (nach den Bildern).

Bilder vom 31. Internationalen Donaukongress

Vorträge am 3. Dezember

Der aktuelle Stand der Planungen zu Hochwasserschutz und Wasserstraßenausbau

Den Anfang des Vortragstages machte der Deggendorfer BN-Kreisgruppenvorsitzende Georg Kestel mit einem Überblick über den Stand der aktuellen Planungen zu Donauausbau und Hochwasserschutz. „Die Verbesserung des Hochwasserschutzes stand seit den ersten Kongressen außer Frage“. Bis heute seien zwischen Straubing und Vilshofen etliche Maßnahmen vorgezogen umgesetzt worden. Dies entspreche zumindest zum Teil den langjährigen Forderungen bereits von früheren Kongressen, das fatale und künstliche frühere Junktim zwischen Staustufenbau und Hochwasserschutz aufzulösen, stellte Kestel dazu fest. In Bezug auf den Ausbau der Wasserstraße zeigte der Referent zunächst die erreichten deutlichen Verbesserungen an der Isarmündung. „Statt eines ursprünglich 750 m langen Leitwerks braucht es jetzt nur noch eine Verlängerung der vorhandenen kleinen Insel an der Mündung zu einer etwa 100 m langen ‚Mole’“, erklärte Kestel. Besonders umkämpft ist allerdings nach wie vor die geplante, weitgehend vollständige Verfüllung der Tiefstellen („Kolke“) in der Donau. Hier sehen die Naturschutzverbände nach wie vor eine verheerende „Monotonisierung“ des Flussbettes. Kestel betonte außerdem zum Abschluss seines Vortrags, dass sich der BN auch über den aktuellen Ausbau hinaus für Verbesserungen an der Donau engagieren wird, zumal die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung zwischenzeitlich die Zuständigkeit für die weit verzögerte Umsetzung der europäischen Wasser-Rahmenrichtlinie erhalten habe. „Wir warten auf die ersten Projekte der WSV dazu für die Donau zwischen Straubing und Vilshofen“, erklärte Kestel.

Neue Daten zur Fischwelt in den Tiefen der Donau

An die Vorstellung der aktuellen Ausbaupläne schloss sich der Vortrag von Michael Jung an. Der Gewässerökologe des Fisch-Gutachterbüros ezb aus Engelhartszell war kurzfristig für Clemens Ratschan eingesprungen. Jung zeigte zunächst, dass außer mit sogenannten „Langleinen“ mit den herkömmlichen Untersuchungsmethoden an Flüssen nur etwa die obersten 3 m untersucht werden können: „Das kratzt sozusagen nur an der Wasseroberfläche“.

Dies hat sich allerdings nach der in Ungarn zuerst entwickelten und angewandten Kombination eines „elektrifizierten Grundschleppnetzes“ seit einigen Jahren geändert. Die Methode wurde, nach einem Auftrag vom Landesfischereiverband Bayern, durch das Büro ezb nun auch erstmals in der Strecke zwischen Straubing und Vilshofen eingesetzt. Ziel war es vor allem, mehr über die Fischfauna gerade in den gefährdeten Tiefstellen zu erfahren. Untersucht wurde dabei außerdem eine bei Straubing-Reibersdorf bereits durchgeführte Kolkverfüllung.

Die Ergebnisse belegten zum einen die Bedeutung der Kolke gerade für die strömungsliebenden und besonders geschützten Fischarten wie die Donau-Barsche Streber, Schrätzer und Zingel – und zeigten zum anderen auch deutlich, dass die Verfüllung bei Reibersdorf mit Wasserbausteinen zu gänzlich anderen Standorten führt. „Schon mit der mitgeführten Unterwasserkamera konnten wir hier plötzlich mitten im Fluss Süßwasserschwämme und Pflanzen sehen“, erklärte Jung. Außerdem hätte sich vor allem die für Blocksteinwürfe typische Massierung von Schwarzmundgrundeln und damit eine erhebliche Verschiebung in der Artenzusammensetzung gezeigt.

Ökosystem-Katastrophe an der Oder im Sommer 2022

Mit Fischen und weiteren Wasser-Lebewesen beschäftigte sich auch Sascha Maier, Referent für Gewässerpolitik des BUND in Berlin; Thema war für ihn der Zusammenbruch der Populationen und das massenhafte Sterben von Fischen, Schnecken und Muscheln an der Oder im diesjährigen Sommer. Maier schilderte nicht nur die Katastrophe, die er ausgerechnet bei einer Kanu-Wanderfahrt auf dem Fluss im Urlaub selbst live miterleben musste, sondern auch die schwierige Aufklärung der Hintergründe am Grenzfluss zwischen Polen und Deutschland. Nach verschiedenen falschen Fährten, wie dem Verdacht einer Quecksilber-Vergiftung, kristallisierte sich schließlich in Untersuchungen verschiedener Institute die Ursache heraus: Als Folge der Wärmebelastung und der enormen Salzfrachten im Fluss vor allem aus dem Bergbau hatte sich eine Brackwasseralge massenhaft vermehrt. „Diese Alge gibt Giftstoffe in das Wasser ab, die in hoher Konzentration für Kiementiere wie Fische, Schnecken und Muscheln tödlich sind.“ Mit Sorge erfüllt den Experten, dass während der Katastrophe die durchaus bereits bestehenden Notfallpläne versagt hätten und auch danach die offizielle, behördliche Aufklärung über Ursachen und Schäden besonders auf polnischer Seite nicht oder nur schleppend vorankam. „Der BUND kooperiert daher jetzt noch verstärkt mit polnischen Umweltverbänden und unterstützt diese, um wissenschaftlich die Schäden zu erfassen, die natürliche Regeneration zu fördern und um Grundlagen für Renaturierungsmaßnahmen zu legen“.

Mit dem "Landshuter Modell" zu Renaturierungen an Bayerns Flüssen

Wesentlich erfreulicheres konnte dagegen Wolfgang Lorenz von der Höheren Naturschutzbehörde bei der Regierung von Niederbayern vom sogenannten „Landshuter Modell“ berichten. Mit diesem Titel wird die Kooperation von Naturschutzbehörden und Wasserwirtschaft bei der Renaturierung von Auen und Gewässern bezeichnet. Lorenz konnte dazu beeindruckende Bilder zeigen, etwa von einem Projekt zum Bau eines Umgehungsgewässers an der Isar an der Staustufe Landau. „Bemerkenswert ist, wie schnell diese Lebensräume von den Wasserorganismen angenommen werden. Wenn man dann in der überströmten Kiesfläche Laich und geschlüpfte Jungfische von Barben findet, die Zahl von typischen Arten durch die Decke geht und sich auch Eisvogel und Uferschwalben wieder ansiedeln, dann weiß man, dass die Maßnahmen richtig waren.“ Lorenz betonte in der Zusammenfassung der wesentlichen Bedingungen für ähnliche Projekte vor allem auch die Bedeutung der Einbindung der Bevölkerung. „Auch deswegen heißt das Projekt an der Isar auch ‚Flußerlebnis Isar‘“. Wichtig seien für den Erfolg daher nicht nur solide Fachgrundlagen, die Unterstützung durch professionelle Fachbüros und die Setzung von Prioritäten, sondern auch „Sozialkompetenz“ und die „Einbindung der Bevölkerung von Anfang an.“

Rückblick und Ausblick zum österreichischen Donauauen-Nationalpark unterhalb von Wien mit Prof. Bernd Lötsch

Nach der Kaffeepause blickte Prof. Bernd Lötsch auf die Entwicklung vor allem des Donauauen-Nationalparks zwischen Wien und Hainburg und die dramatische Verhinderung der dort geplante Staustufe vor mehreren Jahrzehnten zurück. In Bezug auf die aktuellen Maßnahmen im Nationalpark plädierte Lötsch intensiv für die Anlage von neuen Inseln. „Dabei geht es in erster Linie um die Wiederanhebung der Wasser- und Grundwasserspiegel. Die haben sich unter anderem nach jahrzehntelangem Verlust von Kies und Sand aufgrund von Baggerungen, und dem Wegführen des gebaggerten Materials ergeben.“ Lötsch machte auch deutlich, welche Bedeutung die Expertise von Experten aus Deutschland, vor allem von Professor Larsen und Dr. Bernhart für die Entwicklung des Flusses und des Nationalparks hatte, gerade für die Etablierung der Wiederzugabe von gebaggertem Kies in die Donau, um die Sohle zu stabilisieren. Hinzu kam u. a. auch das Engagement von Künstlern wie Friedensreich Hundertwasser mit der Aktion „Au freikaufen“ und der anschließende Erwerb von 4 km² Auwald im Nationalparkgebiet.

Anspruch und Wirklichkeit bei der Renaturierung von Gewässern und Auen in Bayern

Abschließend stellte Dr. Christine Margraf, stellvertretende Landesbeauftragte des BN und von Beiträgen bei früheren Kongressen gut bekannte Fachreferentin für Flüsse und Auen Anspruch und Wirklichkeit zu Renaturierungen an bayerischen Flüssen vor. Ausgehend von den wichtigsten Merkmalen für intakte Flüsse und Auen - die alle mit „Dynamik“ und Vielfalt von Lebensräumen zu tun haben – zeigte Margraf zunächst die Bedeutung von Flusslandschaften für den Biotopverbund und die Artenvielfalt. „Hier sind es vor allem die Rohbodenstandorte, das heißt die frisch und dynamisch entstehenden Kies- Sand- und Schlickflächen, die hervorstechen.“ Während aber nominell die Renaturierung von Gewässern und Auen in Bayern in bester Ordnung sei, bieben die Realitäten weit hinter den gesetzlichen Forderungen und den fachlichen Notwendigkeiten zurück. „Dass die Vorlage des bayerische Auenprogramm seit fast 4 Jahren angekündigt, aber bis heute nicht erfolgt ist, ist eigentlich ein Skandal“, meinte die Referentin nicht nur in Bezug auf die Defizite im Naturschutz, sondern vor allem auch in Bezug auf die positiven Effekte von zusätzlichen Auen für den Hochwasserschutz. Zwar gebe es gerade an der Isar, wie zuvor im Vortrag von Wolfgang Lorenz beschrieben, tatsächlich auch einige Fortschritte zu sehen; an anderen Flüssen gehe aber kaum etwas vorwärts. An der Salzach drohe statt der dort möglichen Renaturierung sogar noch der weitere Verbau mit einem Stauwehr und einem Wasserkraftwerk. „Bayern ist mit der Umsetzung der Wasserrahmen-Richtlinie und der entsprechenden Verbesserung der Gewässer erheblich im Verzug. Margraf plädierte stattdessen vor allem für „großflächige“ Projekte, die „radikal“, das heißt möglichst „an der Wurzel“ ansetzen sollten. Große Potenziale sieht die Fachfrau für Auen und Gewässer vor allem auch an den kleinen Gewässern in Verwaltung der Kommunen und mahnte eine schnellere Umsetzung mit deutlich mehr Ressourcen als bisher an.