Zur Startseite
  • Home
  • Aktuelles
  • Downloads
  • Spenden

Welterbe Donau er-fahren: 4. Metten - Niederalteich

Ortsgruppen

  • Übersicht
  • Home  › 
  • Aktuelles

Großes Interesse bei botanischer Exkursion in die Nasswiesen bei Natternberg

Welche besonderen Pflanzen kann man in den Nasswiesen bei Natternberg finden? Das hat eine Gruppe von 28 naturkundlich Interessierten motiviert, am Samstag, den 28.5.2022 an einer Führung mit dem Diplom-Biologen Wolfgang Diewald und der Landschaftsarchitektin Stefanie Arneth teilzunehmen.

02.06.2022

Die von der „Botanischen Arbeits- und Schutzgemeinschaft Bayerischer Wald (BASG)“, dem Infozentrum Isarmündung und dem BUND Naturschutz Deggendorf organisierte Veranstaltung startete mit einer kurzen Einführung ins Exkursionsgebiet. Stefanie Arneth zeigte eine Karte zu den geologischen Grundlagen und erläuterte, dass das Gebiet bis zur Eindeichung regelmäßig von der Donau überschwemmt und von ihr geformt wurde. „Der früher ungezähmte Wildfluss hat Schotter und Feinmaterial mitgebracht und immer wieder umgelagert. Es sind heute noch ehemalige Flussarme als tiefer liegende Rinnen im Gelände erkennbar“, so Arneth. Die erste Flurkarte von 1827 zeigt im Exkursionsgebiet eine Wiesennutzung ohne Wald. „An den nässeren Stellen waren das Streuwiesen, die spät gemäht und als Einstreu genutzt wurden. Dieser Wiesentyp ist sehr artenreich und enthält seltene Hochstauden und Orchideen“, leitete Wolfgang Diewald zum botanischen Teil der Exkursion über. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden die nassen Wiesen für die Landwirtschaft allerdings unrentabel. „Es wurden einige Flächen mit Pappeln aufgeforstet. Viele der nassen Wiesen fielen brach und wuchsen mit Weiden zu“. 2020 begonnene Landschaftspflegemaßnahmen, die in Zusammenarbeit von Naturpark Bayerischer Wald und Stadt Deggendorf organisiert werden, haben das Ziel, die Nasswiesen durch Mähen zu erhalten. Die Landschaftspflegearbeiten werden von örtlichen Landwirten ausgeführt.

Typische Pflanzenarten der nassen Streuwiesen

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion, die sich von Grabenüberquerungen und Brennnesseln nicht abschrecken ließen, konnten typische Pflanzenarten des Gebiets wie Sumpf-Segge, Sumpf-Wolfsmilch, Sumpf-Greiskraut, Flachschotige Gänsekresse und Kümmelblättrige Silge sehen. Als Highlight war das Fleischfarbene Knabenkraut zu bewundern.

Wiedervernässung: Vorteil für Moor-Reaktivierung und den Klimaschutz

Anlässlich der von Wolfgang Diewald aus einem Graben gefischten, verschiedenen Wasserpflanzen  entspann sich unter den Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer unter anderem die Diskussion, ob es für vermoorte Bereiche nicht förderlich wäre, das Gebiet wieder stärker zu vernässen, indem Gräben nicht mehr geräumt werden. „Weil Vernässungen sich auf größerer Fläche auswirken, stellt sich die Frage erst dann wirklich, wenn das Gebiet z. B. komplett in öffentlichem Eigentum steht oder sich alle betroffenen Eigentümer zu einer Wiedervernässung bereit erklärt haben“, erklärte Arneth dazu. Georg Kestel vom BUND Naturschutz Deggendorf sieht aber sogar auch wirtschaftliches Potenzial in Wiedervernässungen: „Es wird zunehmend Akteure geben, die CO2-Emissionen kompensieren müssen und dafür bezahlen – und Moore sind bei uns besonders effektiv darin, CO2 aus der Atmosphäre zu entziehen.“ Niedermoortorf kann sich dort bilden, wo Grundwasser an der Oberfläche ansteht. Abgestorbenes Pflanzenmaterial wird wegen der Wassersättigung und der damit verbundenen Sauerstoffarmut nicht zersetzt und sammelt sich an. Es bildet sich Torf, auf dem wieder andere Pflanzen aufwachsen. Umgekehrt ist aber die Entwässerung von Mooren klimaschädlich: Sobald das Wasser aus dem organischen Material abgeleitet wird, tritt Luft und damit Sauerstoff ein. Es beginnt der Prozess der Verrottung der organischen Substanz. Der Torf wird mineralisiert, es wird Kohlendioxid freigesetzt. In diesem Sinne ist Moorschutz auch Klimaschutz.

Im Sommer zeigen sich die Wiesen in neuem Blütenkleid

Viele Streuwiesenarten wie Färberscharte, Kanten-Lauch, Sumpf-Greiskraut und Sumpf-Schafgarbe blühen erst im Hochsommer. „Für Insekten ist das von Vorteil, weil die Streuwiesen auf diese Weise das ganze Jahr über Nahrung bieten“, erklärte Wolfgang Diewald. Um auch den späteren Aspekt der Wiesen zu sehen, planen die Organisatoren, die Exkursion im nächsten Jahr als Sommerveranstaltung zu wiederholen.