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Welterbe Donau er-fahren: 4. Metten - Niederalteich

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28. Internationaler Donaukongress: "Den Wandel gestalten und auf den Klimawandel an der Donau reagieren"

28. Donaukongress des BUND Naturschutz in Niederalteich mit Vorträgen und kommunalpolitischer Podiumsdiskussion

Unter dem Motto "Donau im Wandel" stand der 28. Donaukongress des BUND Naturschutz am 7. und 8. Dezember, der am Sonntag Mittag mit einer Podiumsdiskussion zu möglichen Reaktionen der Kommunalpolitik auf den Klimawandel zur Ende ging. Nachdem nach der Entscheidung zum Donauausbau im Jahr 2013 der Kampf gegen weitere Staustufen vorbei ist, wendet sich der Naturschutzverband mit der alljährlichen Tagung in der Landvolkshochschule in Niederalteich verstärkt neuen Themen abseits unmittelbar wasserbaulicher Fragen zu.

"Die Vorträge am Samstag Nachmittag haben gezeigt, dass der Klimawandel bei uns bereits Realität ist. Es ist daher notwendig, sich mit der Landnutzung, der Trinkwasserversorgung und dem Gewässerschutz an zunehmende Dürren und auch zunehmende Hochwassergefahren anzupassen. Zugleich muss auf allen Ebenen die Freisetzung von klimaschädlichen Abgasen in nur wenigen Jahren auf einen Bruchteil der heutigen Werte reduziert werden", fasste Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz die Erkenntnisse zu diesem Thema beim Kongress zusammen.

Niederbayerische Donau im Klimawandel

Zuvor hatte dazu Manuel Wifling, Mitarbeiter am bayerischen Landesamt für Umwelt in Hof, die in den letzten Jahrzehnten bereits eingetretenen Klimaveränderungen wie auch die Ergebnisse der Prognoserechnungen für Bayern bzw. Niederbayern vorgestellt. Dabei zeigte sich schon in den nüchternen Zahlen, dass die globale Erderwärmung auch in der Landschaft entlang der Donau intensiv angekommen ist. Selbst dort, wo sich Werte oberflächlich betrachtet wenig ändern - etwa die Niederschlagssummen im Sommer-Halbjahr - konnte Wifling keine Entwarnung geben. "Weil diese Niederschläge wegen der steigenden Tempereaturen auf wärmere Böden treffen, steigt die Verdunstung, so dass insgesamt die Menge des nutzbaren Wassers abnimmt. Das zeigt sich dann in Form von weniger Wasser im Boden für landwirtschaftliche Kulturen, weniger Zustrom zum Grundwasser und noch weiter abnehmende Niedrigwasserabflüsse in den Gewässern aus". In unserer Region haben sich die Temperaturen bereits um 1 Grad im Sommer und etwa 1,3 Grad im Winter erhöht. "Vor allem der Trockenstress für Pflanzen im Sommer wird noch weiter zunehmen", stellte Wifling unter anderem fest.

Max Stingl vom Wasserwirtschaftsamt ergänzte diese Ausführungen um einen Blick auf die Grundwasserverhältnisse in der sogenannten Osterhofener Platte. In dem Gebiet zwischen Forstharter Rücken, Oberpöring, Moos und Osterhofen liegen mehrerer Grundwasserstockwerke übereinander. Das oberste Stockwerk ist heute von abnehmender Grundwasserneubildung betroffen. "Wo normal im Schnitt über das gesamte Gebiet 22 Mio m³ Wasser pro Jahr in das Grundwasser sickern, waren es in trockenen Phasen nur 16 Mio m³ und im örtlichen Extremjahr 2015 nur 10 Mio m³." Zwar seien die Entnahmen für Bewässerungen und auch für die Trinkwasserversorgung in Größenordnungen, mit denen die allgemeinen Vorgaben der europäischen Wasser-Rahmenrichtlinie gut eingehalten würden; gleichwohl sollen mit einer aktuell erstellten Studie Wege für eine langfristig nachhaltige Nutzung des Grundwassers gesucht werden. Aus den gezeigten Messwerten zur Qualität, etwa der Nitrat-Belastung, wurde ein weiterer Handlungsbedarf sichtbar. Das Gebiet liegt in einer "roten Zone", in der Einschränkungen durch die Düngeverordnung gelten.

Überblick über internationale Planungen und Schutzgebiete an der Donau

Am Morgen des Tages hatte Georg Rast, Programmleiter Wasser beim WWF Deutschland und vielfach auch an der internationalen Donau engagiert, ein "Update" zu den diversen Planungen entlang des europäischen Stromes vorgestellt. Er wies dabei auch auf die enorme Bedeutung hin, die das besondere Engagement der Zivilgesellschaft in Bayern für den Fluss wie auch die Entscheidung für den sanften Donauausbau international hat. "Aufgrund der Geschichte und der aktuellen Lebensverhältnisse sind viele Planungen und Baumaßnahmen von den Standards und Bürgerbeteiligungen, wie sie in Deutschland und auch in Österreich praktiziert werden, noch meielnweit entfernt", erklärte Rast. Er beschrieb für die einzelnen Anrainerstaaten den jeweiligen Status - von Stillstand etwa in politisch umstrittenen Grenzgebieten im Balkan über neue, allerdings gigantische Flussbauwerke etwa in Serbien und Rumänien, Überlegungen zur Fisch-Wanderung an den Staustufen am "Eisernen Tor", bis hin zu erheblichen Ufer-Entsteinungen in Österreich und auch der Slowakei. Interessiert wurden vor allem neue Überlegungen aufgenommen, nach denen an der unteren Donau das Ausbauziel von 2,5m Wassertiefe ganzjährig auf nur mehr etwas über zwei Meter verringert werden könnte, da die 2,5m ganzjährig einfach nicht durchgängig zu erreichen seien.

Christiane Kotz, Fachreferentin an der Naturschutzbehörde im Landkreis Passau, stellte mit dem Schutzgebiets-Netzwerk "DanubeParks" ebenfalls eine internationale Initiative entlang der Donau vor, von der Gründung im Jahr 2007 bis zum heutigen Status als Verein mit 17 Mitgliedern. In Deutschland ist neben dem Schutzgebiet Donauleiten bei Passau noch das Aue-Schutzgebiet zwischen Neuburg und Ingolstadt Mitglied. "Das Netzwerk will nicht nur allgemein die Naturschutzarbeit und das Management in den Schutzgebieten durch Austausch und Wissenstransfer verbessern; zugleich soll zum Beispiel durch gemeinsame Aktionen auch das Bewusstsein für die internationale Bedeutung der Donau gehoben werden", erklärte Kotz eingangs die Motivation des Verbundes. Zwischenzeitlich schließt das Netzwerk gerade sein drittes mehrjähriges Projekt ab. Dieses hat sich die Verbesserung des Biotopverbundes "zu Wasser, zu Lande und in der Luft" zum Ziel gesetzt. Ein Schwerpunkt sind dabei auch die über 900 Inseln in der Donau. Zudem konnten wiederholt auch überraschende neue Erkenntnisse zur enormen Artenausstattung in der Aue gewonnen werden (etwa zu Fledermäusen und dem Seeadler). Betrieben wird auch ein Projekt zur Erfassung und Vernetzung der Trockenlebensräume entlang der Donau. Von der Arbeit des Netzwerkes ließ sich auch die EU so beeindrucken, dass den "DanubeParks" im Jahr 2015 der internationale Natura-2000-Preis zuerkannt wurde.

Erholungsnutzung und (Mit-)Gestaltung der Donauufer "für Mensch und Natur"

Ein dritter Schwerpunkt des Vortragsteiles am Samstag lag in der möglichst aktiven Mitgestaltung weiterer Entwicklungen an der Donau. Georg Kestel, Chef der Deggendorfer Kreisgruppe und von Beruf Landschaftsplaner, stellte in diesem Sinne Überlegungen zur Besucherlenkung an der Donau zwischen Straubing und Vilshofen vor. "Wir sind auf dieses Thema eigentlich erst durch die Planunterlagen zum Donauausbau gestoßen worden - aber auch durch Pläne zu einem Yachthafen bei Waltendorf sowie allgemein durch die Beobachtung, dass sich zunehmend Menschen an der Donau aufhalten. Das freut uns einerseits, da das unmittelbare Kennen und Erleben die Basis für die Wertschätzung für Fluss und Landschaft ist. Andererseits halten wir es für wichtig, auch für die vielfältige, zum Teil sensible Tierwelt einen Teil der Aue und der Donaustrände frei zu halten." Kestel plädierte, angelehnt an Erfahrungen aus anderen Großschutzgebieten wie dem Nationalpark Bayerischer Wald, für die Etablierung von intensiver genutzten Erholungsbereiche mit Anbindung an die bestehenden Siedlungen entlang der Donau. "Hier kann, anders als mitten in der Landschaft, auch die nötige Infrastruktur bereit gestellt werden. Außerdem können zum Beispiel Kinder direkt zum Fluss gelangen, und auch die örtliche Gastronomie kann profitieren." Positives Vorbild ist für ihn das Donauufer in Deggendorf, wie es im Rahmen der Landesgartenschau in Deggendorf entwickelt wurde und z. B. mit der Strand-Bar weiter nutzbar geblieben ist.

Franz Schöllhorn und Monika Knauf-Schöllhorn, beide ebenfalls Landschaftsplaner, in dem Fall aber als "Niederalteicher Bürger" und Vertreter der "Interessensgemeinschaft Lebenswertes Niederalteich" am Mikrofon, zeigten für das Donauufer bei Niederalteich, mit welchen Schwerpunkten man sich dort die weitere Entwicklung wünscht. Deutlich wurde dabei auch, dass die Interessensgemeinschaft zunächst als Reaktion auf Bestrebungen entstanden ist, im Ort die Nutzung der Fähranlegestelle als Einsetzstelle für Motorboote und Jetskis u. ä. auszuweiten. Dem stellte Schöllhorn als Zielsetzung vor allem auch das Interesse an "Ruhe" für Mensch und Natur gegenüber, auch angesichts der vielen laufenden Baustellen im und um den Ort. In Ergänzung dazu präsentierte Monika Knauf-Schöllhorn die Bewertungen und Ideen der Interessensgemeinschaft für Neugestaltungen. "Wir stellen uns zum Beispiel den Auslauf des neuen Schöpfwerkes mit einer großen Aufweitung als Wasser-Spielplatz vor. Zusätzlich sollten die Uferversteinungen am Fluss an geeigneten Stellen zurückgebaut werden, um das Wasser zugänglich zu machen." In einem Zusammenschnitt eines Videos über PS-starke sogenannte "Wasser-Motorräder" am Rhein gegen die Idylle des mit Kopfweiden bestandenen Donauufers verdeutlichte sie die Qualitäten der Flächen donauaufwärts bis zum Luberweiher. Die Gruppe schlägt hier die Einrichtung eines "Meditationsweges" vor, der nach dem vor einem Jahr verstorbenen Altabt Emmanuel Jungclaussen benannt werden könnte, da sich dieser für genau diese Art der "kontemplativen Wahrnehmung" besonders eingesetzt habe.

Diskussion mit Kommunalpolitikern am Sonntag, den 8. Dezember

In der Diskussion am Sonntag Vormittag zum Thema "Donau-Landschaft im Klimawandel" war als Gemeinsamkeit immerhin erkennbar, dass die Vertreter der aktuell kommunal gewählten Parteien die Klimaänderung als wichtige Zukunftsfrage sehen und anerkennen; Unterschiede bestanden allerdings in der Einschätzung der Dringlichkeit und in den vorgeschlagenen Mitteln. Während Thomas Erndl, Gemeinderat in Künzing und zugleich für die CSU im Bundestag, lediglich von "Nachsteuern" sprechen wollte, auf technologischen Fortschritt hofft und ebenso wie Julien Pursch von der Jungen Liste "Verbote und Gängelungen der Bürger" ablehnt, lagen Christian Kerschl (ÖDP-Kreisrat) und Christian Heilmann (Kreis- und Stadtrat für Bündnis 90 / Die Grünen) am anderen Ende der Skala. Sie forderten u. a. einen deutlich höheren Preis für CO2-Emissionen und glauben, dass ohne verbindliche Regelungen die Einhaltung der Pariser Klimaschutz-Ziele nicht zu erreichen sei. Georg Kestel, der für den erkrankten BN- und BUND-Ehrenvorsitzenden Hubert Weiger eingesprungen war, bewertete das "Klimapäckchen" der Bundesregierung als bei weitem nicht ausreichend, um die deutsche Durchschnittsemission von etwa 11 to pro Jahr und Mensch auf die geforderten ca. 2 to zu reduzieren.

Das Feld möglicher Maßnahmen, das für Kommunen offensteht, erwies sich letztendlich als doch so weit, dass davon nur zwei Bereiche - Verkehr und Bauen - in der Diskussion vertieft werden konnten. Bürgermeister Christion Mayer von den Freien Wählern (er war für den verhinderten Dr. Einhellig eingesprungen) schilderte die Entwicklung seiner Gemeinde Hengersberg mit großen Bauflächenausweisungen in den letzten Jahren, aber auch mit Abwägungen zwischen verdichtetem Bauen einerseits und dem Versuch, gegen eine vollständige Versiegelung zumindest private Grünflächen einzuplanen. An der von Ewald Straßer (SPD) genannten Bahnlinie zwischen Hengersberg und Deggendorf entzündete sich dann eine längere Diskussion zum öffentlichen Personen-Nahverkehr. Sichtbar wurde, dass die Etablierung eines ÖPNV, der tatsächlich einen Umstieg ermöglichen würde, noch große Anstrengungen erfordert. In diesem Sinne bat Georg Kestel die anwesenden Politiker um Unterstützung der gerade laufenden Arbeitsgruppen dazu rund um die Fridays for Future-Aktivisten. So würde als Maßstab für den ÖPNV gefordert, dass z. B. jeder im Landkreis mit dem ÖPNV längstens in einer halben Stunde seinen nächsten "zentralen" Ort erreichen soll, und Umstiege nirgends länger als 15 Minuten dauern dürfen.

Zuletzt erreichte die informative und spannende, von Birgit Fürst (Bayerischer Rundfunk) souverän moderierte Diskussion noch das Thema "Gewässer- und Moorrenaturierung" (Letzteres als Beitrag sowohl zum Hochwasser- wie zum Klimaschutz), bevor gegen halb eins Richard Mergner sich für die engagierte Diskussion und bei den Aktiven und Irene Weinberger-Dalhof von der Kreisgruppe bedankte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Kongress in das verbleibende Wochenende verabschiedete.

Nähere Informationen zum Programm und weitere Einzelheiten zu der Veranstaltung (Anreise, Verpflegung, Übernachtungsmöglichkeiten u.ä.) finden Sie im Faltblatt zum Kongress.

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