Insekten im Fokus: Umweltbildungsmaterial rund Wildbiene, Käfer und Co. vorgestellt
Über 20 interessierte Lehrkräfte und Aktive aus der Umweltbildung kamen an die Grundschule Altenmarkt in Osterhofen, um dort mit der Diplom-Forstwirtin und Waldpädagogin Anke Simon die „Insektenkiste“ des BUND Naturschutz kennen zu lernen. Die beiden Organisatorinnen, Alexandra Steinhuber, Fachberaterin für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) für die Schulen im Landkreis Deggendorf und Irene Weinberger-Dalhof, Leiterin der BN-Geschäftsstelle Deggendorf freuten sich, dass die wissenswerten Informationen zu diesen faszinierenden Tieren und die vielen praxisnahen Tipps und Aktionen bei den Teilnehmerinnen und dem Teilnehmer so gut ankamen.
Zu Beginn machte Weinberger-Dalhof auf die hohe Bedeutung von Insekten und ihre Bedrohung aufmerksam: „Sie sind „Ökosystemdienstleister“ und sichern als Bestäuber, Nahrungsquelle oder Müllabfuhr das Überleben der Menschheit. Leider sind Insekten massiv vom Artensterben betroffen. Wissenschaftliche Studien zeigen sowohl einen erheblichen Rückgang der Individuenzahlen als auch der Anzahl der Arten wichtiger Insektengruppen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Intensive Land- und Forstwirtschaft, Pestizideinsatz, Überdüngung (auch durch den Stickoxid-Ausstoß im Verkehr), Lebensraumverlust durch Überbauung und Zerschneidung und Lichtverschmutzung.“
Das Artensterben und insbesondere das Insektensterben ist nach der Klimaerwärmung das zweit-drängendste Problem der Menschheit und wird – wenn man nicht rasch gegensteuert – zu einem Desaster führen. Deswegen ist es wichtig, die Menschen und insbesondere Kinder für Ameise, Käfer, Schmetterling und Co. zu begeistern und für deren Schutz zu motivieren. Die Insektenkiste und auch die vor Ort gezeigte Ausstellung „Insekten – einfach unverzichtbar“ sollen genau dazu dienen und Mut machen, diesen Tieren mit einfachen Mitteln wie dem Bau einer Nisthilfe oder dem Anlegen einer artenreichen Wiese zu helfen.
Nach einem Aufwärmspiel gab es von der Referentin Anke Simon zuerst ein paar Daten und Fakten zu Geschichte, Vorkommen und zu den verschiedenen Tiergruppen der Insekten, die bereits seit dem Erdaltertum existieren. Einige Exemplare sind als Versteinerungen erhalten geblieben. Die Teilnehmerinnen durften gleich selbst aktiv werden und „Insekten-Fossilien“ aus Gips herstellen. Anschließend stellte die Referentin die BN-Insektenkiste im Einzelnen und weitere Aktionsmöglichkeiten vor. Sie zeigte an einem Holzpuzzle den dreigliedrigen Körperbau einer Libelle auf und erläuterte die Funktionsweisen der einzelnen Körperteile.
Einen Eindruck, wie Insekten sehen, konnten sich die Lehrkräfte und Umweltbildnerinnen mittels Facettenaugen aus Glas verschaffen, die wie ein Kaleidoskop wirken. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen Tieren ist die Anzahl der Beine, nämlich sechs Stück, mit denen Insekten auch hören. Dies kann man nachempfinden, indem man eine Klangschale an die Füße hält. Um Kindern die verschiedenen Fortbewegungsarten wie krabbeln oder springen erfahrbar zu erklären, ist es am besten, die Kinder dies einfach nachmachen zu lassen. Ein Grundsatz der Umweltbildung ist „Lass es mich selber tun und ich verstehe!“, so Simon.
Zur kindgerechten Einteilung der vielen verschiedenen Artengruppen empfahl die Referentin die drei anschaulichen Kategorien „Elfen“ für Insekten mit durchsichtigen Flügeln wie Mücken oder Bienen, „Ritter“ für Tiere mit festen, ledrigen Flügel wie Käfer oder Heuschrecken und „Gaukler“ für Tag- und Nachtfalter.
In der Bildungskiste finden sich auch zwei Modelle der Entwicklungszyklen von Marienkäfer und Libelle und ein Insekten-Bingo-Spiel, das vor Ort ausprobiert wurde. Ergänzt wurden die Aktionen mit Wissenswerten zu den Lieblingstieren der Referentin, den Wildbienen, über die sie auch ein Kinderbuch verfasst hat. Hinzu kanem hilfreichen Informationen, welche Nisthilfen wo Sinn machen, Basteltipps, Materialempfehlungen wie das Apfel-Blüten-Modell aus Stoff, an dem Kinder nachvollziehen können, wie aus einer Blüte nach der Bestäubung eine Frucht heranwächst. Zu Guter Letzt setzte man sich in Kleingruppen mit der Bestäubung von Nutzpflanzen durch Insekten oder Wind auseinander.
In der Pause bestand die Gelegenheit, die BN-Ausstellung "Insekten – einfach unverzichtbar" von der BN-Kreisgruppe Rosenheim anzusehen. Sie zeigt auf 10 RollUps, welche Leistungen Insekten für den Menschen erbringen, welche Ursachen das dramatische Artensterben hat und welche Maßnahmen man dagegen ergreifen kann. Zahlreiche Infomaterialien des Naturschutzverbandes und ein Büchertisch rundeten den Fortbildungsnachmittag ab.
Mit vielen Anregungen und Ideen, wie man Kindern die Welt der Insekten nahebringen kann, machten sich die Teilnehmerinnen auf den Heimweg.
Die Ausstellung und die Insektenkiste können beim BUND Naturschutz ausgeliehen werden.